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Aktuelles

Lesung zur Literaturgeschichte des Tabaks - musikalisch begleitet von Susanne Kaiser und Ute Petersilge. Weitere Infos: hier

Pressespiegel zum Konzert am 16. November 2008,

Russische Werke für Cello und Klavier

Ursula Kaiser (Violoncello) und Uwe Zeutzheim (Klavier)

Ursula Kaiser und Uwe Zeutzheim spielten Werke von Rachmaninow und Prokofjew. Die bekannte Forster Kammermusikreihe „Musik im Jägerhaus“ setzt auf den direkten Kontakt mit den Künstlern in zwangloser und familiärer Atmosphäre. Dies war am Violoncello-Sonaten-Abend in sehr gelungener Weise zu erleben. Auf dem Programm standen Werke der beiden großen Russen des letzten Jahrhunderts, Rachmaninow und Prokofjew. Die Sonate C-Dur des Letztgenannten entstand 1949 in der letzten Schaffensphase des Komponisten. Sie zeigt ihn auf der Höhe seiner kompositorischen Schaffenskraft, die ganze Bandbreite der Ausdrucknuancen dieser von Prokofjew nur selten verwendeten Besetzung wird eingesetzt. Von sanfter, etwas grausilbern verschwimmender elegischer Poesie über kraftvoll-russische Motorik bis hin zu witzig-tänzerischer Akrobatik kommt fast alles vor, wessen das Cello fähig ist.
Gleich zu Beginn, noch vor dem ersten Ton des Flügels, stellte Ursula Kaiser ihr hervorragendes Instrument mit einigen entschlossen hingestellten kantigen Bassfiguren vor. Bereits hier war, in gespannter Aufmerksamkeit und familiären Nähe, das Publikum ganz im Bann des Geschehens und schon jetzt war klar, dass ein spannender Abend bevorstand. Den beiden Musikern gelang es scheinbar mühelos, die etwas kühle Strenge und formale Kompliziertheit dieser Musik, die ja doch ihre spätromantischen Wurzeln nicht verleugnen kann, vergessen zu machen. In jedem Moment wurde – gleichsam zitathaft –  großer romantischer Gestus, wilde russische Rhythmik, zarte verschwommene Farbigkeit als Mittel der Interpretation eingesetzt, je nachdem, wie es die Partitur hergab. Der Pianist achtete dabei sorgsam darauf, der Solistin immer den Weg freizuhalten, selbst bei Stellen, die eindeutig dem Klavierpart eine dominante Rolle zuwiesen, war das Cello akustisch klar mit im Spiel.
Durch die geschickte Reihenfolge des Programms – noch vor der Pause erklang Rachmaninows „Vocalise op. 34“ – eroberten die Musiker die Herzen der Zuhörer im Fortgang des Abends immer mehr. Nach der Pause erklang die g-moll-Sonate für Violoncello und Klavier, wieder von Sergej Rachmaninow. Dieses Stück wurde 1901 geschrieben, ist also fast ein halbes Jahrhundert älter als Prokofjews Sonate. Das großangelegte Werk hat ausgiebig Platz für raumgreifende romantische Bögen, den „großen“ Ton, der dann auch von beiden Instrumenten geboten wurde. Hier stimmte alles, insbesondere die Tempowahl zeugte von langjähriger Vertrautheit mit der Materie; bei manchen Rubati, die beide Instrumente bewundernswert ausführten, hätte man meinen können, es nur mit einem einzigen Spieler zu tun zu haben. Die Komposition erwies sich in ihren vier kontrastreichen Sätzen als fein ausbalanciert, stillen elegischen Abschnitten folgten fast humoristische Tänzchen, großes orchestrales Pathos wechselte abrupt mit motorisch lebendiger Bewegung.
Die Cellistin war, bei allen Varianten ihrer abwechslungsreichen Tongestaltung, immer klar dominant und setzte sich ohne Anstrengung gegen den Klang des Yamaha-Flügels durch; manchmal hätte sie sogar im Pianissimo mehr riskieren können: gewisse Stellen mit regelrecht ersterbenden, ins Nichts entschwindenden Schlusstönen hätte man gerne noch mehr ausgekostet. Insbesondere der letzte Satz, das Allegro mosso der Rachmaninow-Sonate wartete in seinen verschiedenen Formteilen mit so schönen Details und so virtuosen Passagen auf, dass nach dem rauschenden Finale ganz und gar begeisterter Applaus die Künstler belohnte. Die wiederum bedankten sich mit einer kleinen, feinen Zugabe: dem „Chanson triste“ von Tschaikowsky, der seinerzeit als Mitglied der Jury dem jungen Rachmaninow voller Bewunderung die goldene Medaille für besondere Leistungen bei der Abschlussprüfung des Moskauer Konservatoriums verliehen hatte. Man blieb also an diesem Abend konsequent bei russischer Musik. Dennoch entließ das Publikum die Musiker nicht ohne eine weitere Zugabe. Sie ließen sich denn auch gern überreden, nochmals die wunderbare „Vocalise“ von Rachmaninow zu spielen, was sicherlich die Wünsche der Mehrheit traf.

aem (mit freundlicher Genehmigung der "Bruchsaler Rundschau")


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