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Pressespiegel zum Kammerkonzert am 22. Oktober 2017

Klarinette – elegant in federnder Manier

Busch Kollegium eröffnet Saison im Jägerhaus

Etwas Mut und vor allem Neugierde auf unbekannte Werke mussten die Zuhörer des Eröffnungskonzerts der neuen Saison bei „Musik im Jägerhaus“ mitbringen. Angekündigt waren in der ersten Konzerthälfte Werke des 20. Jahrhunderts von Adolf Busch und Josef Schelb, Komponistennamen, die auch informierte Musikliebhaber nicht unbedingt kennen. Immerhin stand Busch Pate bei der Namensgebung des „Busch Kollegium Karlsruhe“, das sich zum Ziel setzte, die Kammermusik für Klarinette und Streicher von Adolf Busch (1891-1952) auf CD einzuspielen. Initiatorin war die Klarinettistin Bettina Beigelbeck, die zusammen mit Yasushi und Ayu Ideue (Violinen), Wolfgang Wahl (Viola) sowie Bernhard Lörcher (Violoncello) auf Einladung des Heimat- und Kulturvereins in Forst zu Gast war. Die Musiker des Streichquartetts wirken in führenden Positionen der Badischen Staatskapelle, des SWR-Sinfonieorchesters sowie der Stuttgarter und Baden-Badener Philharmonie - ein Garant für solide Musizierkunst.
In Buschs „Variationen über ein eigenes Thema“ verzahnen sich die polyphonen Linien zu komplexen Höreindrücken mit einem durchaus intellektuellen Anspruch bei Musikern und Zuhörern. Ganz anders kam anschließend das Duett op. 26 für Violine und Klarinette daher. Hier hörte man Hausmusik im besten Sinn, immer in der Tradition der Wiener Klassik. Wie gut, dass Buschs Ehefrau Frieda aus Liebhaberei Klarinette spielte und somit Triebfeder für die wunderbaren Klarinettenwerke ihres Mannes wurde. Bettina Beigelbeck und Yasushi Ideue musizierten dieses Kleinod sehr anmutig und mit federnden Manieren.
Das im Jahr 1954 entstandene Klarinettenquintett des Freiburgers Josef Schelb - er lehrte bis 1958 am Badischen Konservatorium in Karlsruhe - ist ein dreisätziges Beispiel für geläufige, sehr musikantische Ausdrucksformen, das bei den Zuhörern nebenbei noch die Furcht vor Zwölftontechniken abräumte. Hier gab es polyphon verwobene Linien, Pizzicato-Farbtupfer und elegische Passagen, die zum genussvollen Zurücklehnen und Genießen animierten. Die fünf Musiker verstanden es elegant und inspiriert, den leichten Fluss dieser Komposition hervorzubringen.
Sehr passend war es, nach der Pause den ersten Teil mit einem der großen Wegbereiter des Genres quasi traditionell abzuschließen. Auch Johannes Brahms, hatte einen ganz eigenen Auslöser für seine meisterlichen Klarinettenkompositionen. Es war der warme und singende Klarinettenton des Autodidakten Richard Mühlfeld, den Brahms liebevoll „Fräulein Klarinette“ nannte und ihn dazu motivierte, kurz vor seinem Lebensende noch das Klarinettenquintett h-moll zu komponieren.
In Brahms‘ Spätwerk gelang den Musikern eine expressive, erschütternde Interpretation, welche manchem Zuhörer den Atem nahm. Die spannenden lyrischen Momente einerseits, die grellen Schreie der Klarinette in den Fortepassagen andererseits, wurden fesselnd in Szene gesetzt. Im ungarisch-rhapsodischen Teil des Adagios hat Brahms die Klarinette vollends zum Soloinstrument inmitten der mit Dämpfern agierenden Streichinstrumente erhoben.
Als dann im letzten Satz das Anfangsmotiv erneut auftauchte, endete das Werk wie atemlos ausgehaucht. Ein großes Kompliment geht an die Interpreten des Abends, vom begeisterten Publikum gab es langanhaltenden Applaus im sehr gut besuchten Jägerhaus. hp (mit freundlicher Genehmigung der "Badischen Neuesten Nachrichten")

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