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Pressespiegel zum Konzert vom 6. Oktober 2019

Ein fantastischer Abend

Pianist Roman Zaslavsky brilliert im Jägerhaus Forst

Seit fast 30 Jahren veranstaltet der Heimat- und Kulturverein Forst im Jägerhaus Kammerkonzerte auf höchstem Niveau. Jede Saison gibt es vier Konzerte, und zu Beginn der Spielzeit 2019/2020 stand ein Klavierabend auf dem Programm, der es in sich hatte. Roman Zaslavsky, gebürtiger St. Petersburger, der dort zuerst am Konservatorium Klavier studierte, bis er nach der politischen Wende in Israel und Deutschland seine Studien fortsetzen konnte, präsentierte im akustisch hervorragenden Konzertsaal sein Programm ,,Weggefährten". Zaslavsky, der von 2002 bis 2012 in Forst lebte und unter anderem als Dozent für Piano an der Hochschule in Karlsruhe arbeitete, ist mittlerweile Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien und durch zahlreiche Konzerttourneen ein international renommierter Konzertpianist.

Und auf welch unglaublich hohem Niveau sich mittlerweile sein Klavierspiel befindet, davon konnten sich die Zuhörer in Forst überzeugen und waren zum Schluss fast „erschlagen“ ob der Intensität des Abends. Nämlich als „Intensiv“ bezeichnete der Künstler selber das, was er sich selbst und auch seinem Publikum abverlangt hatte.

Die deutschen musikalischen „Weggefährten“ Schumann und Brahms einerseits und ihr russisches Pendant Tschaikowsky und Rachmaninow standen im Mittelpunkt des Programmes. Schumann, der den jungen Brahms bewunderte und der in seinem Haus oft Gast war, stand zu Beginn des Konzerts auf dem Programm. Die Arabeske op. 18, die Schumann im Alter von 29 Jahren getrennt von seiner geliebten Clara komponierte, ist ein ,,leicht und zart" zu spielendes Stück, das sanft, mit verspieltem Thema beginnt und sich später dramatisch steigert. Zaslavsky nimmt es spielerisch leicht, mit intensiver Dynamik und wuchtigem Crescendo und lässt es zum Schluss ausdrucksstark wieder zart ausklingen.

Bei der folgenden „Kreisleriana“, 8 Fantasien op. 16 wurde dann der Saal mit einem Stück konfrontiert, das wirklich allen Beteiligten viel abverlangte, dem Künstler höchste technische Fertigkeit und Interpretationsqualität und dem Publikum absolute Konzentration. Das Stück nach der Thematik einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann, das er selbst als ein musikalisches Selbstporträt bezeichnete, ist ein von der Rhythmik und den Tonarten her sehr kontrastreiches Stück. Zaslavsky spielt es virtuos, man hört ihm nicht nur die Vorliebe für dieses wohl bedeutendste Stück der deutschen romantischen Klavierliteratur an, man sieht es ihm auch an seiner Mimik an. Der absolute Höhepunkt des Abends.

Brahms „Intermezzi“ op. 117, drei eher melancholische Stücke, haben eine andere Ausdruckskraft und lassen ein wenig Platz zum Entspannen. Tschaikowskys 4 Stücke aus den ,,Jahreszeiten op. 37b", die die typische Stimmung der verschiedenen Monate beschreiben, bleiben genauso wie Rachmaninows sehnsüchtiges und explosives ,,Moment Musicaux" op 16 Nr. 3 in h moll in der Darbietung auf demselben höchsten Niveau, zeigen insbesondere Rachmaninows absolute Verehrung für seinen Förderer Tschaikowsky und resultierend daraus, dass er in seinem amerikanischen Exil Anfang des 20. Jahrhunderts weiter im Stil der russischen Romantik komponiert, quasi unbeeinflusst von anderen musikalischen Strömungen seiner Zeit.

Thomas von Haefen (mit freundlicher Genehmigung der "Badischen Neuesten Nachrichten")

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