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Pressespiegel zum Konzert am 18. November 2007,

Atemberaubende Streicher-Virtuosität

Tianwa Yang (Violine) und István Várdai (Violoncello)

Tianwa Yang und Istvan Vardai begeisterten im Forster „Jägerhaus“. Wer geglaubt hatte, Istvan Vardai wäre nur zur nachgeordneten Begleitung der chinesischen Stargeigerin Tianwa Yang zum zweiten Kammerkonzert des Heimat- und Kulturvereins nach Forst gekommen, wurde gleich mit den ersten Takten des Abends eines anderen belehrt: Mit dem Allegro aus der Sonate op. 8 für Violoncello solo von Zoltan Kodaly hatte der junge, 22jährige ungarische Meistercellist einen Einstieg gewählt, der sofort klar machte, dass ein Abend bevorstand, der in jedem Teil höchsten musikalischen wie technisch-virtuosen Ansprüchen Genügen würde. Mit schlafwandlerischer Sicherheit meisterte Vardai die schwierigsten Passagen, ohne Kodalys volksliedhafte Grundtöne in den Hintergrund treten zu lassen.

In Kodalys Duo für Violine und Violoncello op. 7 trat dem Cellisten dann die noch jüngere, gerade einmal 20jährige chinesische Geigerin Tianwa Yang zur Seite, und beide gestalteten ein Zwiegespräch der Instrumente, wie man es selten zu hören bekommt. Gleich, ob es darum ging, schnelle, kühn akzentuierte Läufe zu absolvieren oder breite Tempi auszuspielen, in denen geradezu sphärische Klänge den voll besetzten, von atemloser Spannung erfüllten Raum durchschwebten – die beiden Ausnahmekünstler erwiesen sich als perfekt aufeinander eingespielt und absolut gleichwertig.

Nach der Pause hatte die zierliche Chinesin Gelegenheit zu demonstrieren, mit welcher Vielseitigkeit sie ihr Instrument beherrscht. Die zweite der Solo-Sonaten op. 27 des 1931 verstorbenen belgischen Geigenvirtuosen Eugene Ysaye forderte genauso wilde Entschlossenheit („Obsession“) wie verträumtes Dahingleiten. Und entsprechend entlockte Tianwa Yang ihrer Geige mal lodernde Klangeruptionen, mal elegischen Schmelz.

Den Abschluss dieses kühn konzipierten Kammermusik-Abends bildete Maurice Ravels Duo für Violine und Violoncello, nicht gerade melodisch eingängig, aber mit einer Fülle überraschender Wendungen, die den beiden Virtuosen erneut höchste Konzentration abverlangte. Kaum zu erwähnen, dass jede Herausforderung bravourös gemeistert wurde und es das Duo schließlich auch noch auf sich nahm, den komplexen vierten Satz dieses Werkes - nach der Forderung des Komponisten „lebendig und mit Begeisterung“ zu spielen - auf das Drängen des Publikums zu wiederholen.

kdd (mit freundlicher Genehmigung der "Bruchsaler Rundschau")

 

Interview mit Tianwa Yang

Absolutes Gehör im musikalischen Kindergarten entdeckt
Die Violinvirtuosin Tianwa Yang spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Geige

Die von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeierte chinesische Violinvirtuosin Tianwa Yang ist am kommenden Sonntag, 18. November, 19 Uhr, im Forster Jägerhaus zu erleben. Bereits bei der Eröffnung der Weingartener Musiktage hat die 20-Jährige die Zuhörer mit den „Acht Jahreszeiten“ begeistert. In Forst spielt sie Werke von Ravel, Isaye und Kodaly, am Cello wird sie von Istvan Várdi begleitet. Unser Redaktionsmitglied Jörg Uwe Meller unterhielt sich mit der jungen Künstlerin in fließendem Deutsch.

In der Musikwelt heißt es: Die Chinesen kommen. Warum gerade jetzt?
Tianwa Yang: In den sechziger und siebziger Jahren war europäische Musik verboten. Nach Ende der Kulturrevolution haben viele Liebhaber westlicher Musik ihre Kinder ein westliches Instrument lernen lassen. Durch die kulturelle Öffnung Chinas ist es jungen Musikern jetzt möglich, Europa kennenzulernen. Heute beeindruckt der große internationale Erfolg von Lang Lang viele Eltern, mit dem Ergebnis, dass viele Kinder Klavier spielen lernen.

Die europäische Musik war schon lange vor der Kulturrevolution bekannt?
Tianwa Yang: Europäische Musik und europäische Instrumente sind in China bekannt, seit sie von den Missionaren ins Land gebracht wurden. Die europäische und die chinesische Musik haben eine völlig andere Tradition, auch verschiedene Instrumente. Die traditionelle chinesische Musik besteht aus Melodie mit der Pentatonik (Fünfton) als Basis. Das harmonische Element spielt keine wichtige Rolle. Inzwischen schreiben aber auch viele chinesische Komponisten für europäische Instrumente.

Wie sind Sie zur Geige gekommen?
Tianwa Yang: Ich bin in einen musikalischen Kindergarten gegangen, der gerade gegenüber der Arbeitsstelle meines Vaters lag. Das war einfach praktisch für ihn. Dort habe ich auf dem elektronischen Klavier an gefangen. Nach zwei Monaten hat man festgestellt, dass ich das absolute Gehör habe. Und mit vier Jahren wurde mir eine Geige gegeben.

Wie kam die Verbindung nach Deutschland zustande?
Tianwa Yang: Irgendwie wollte ich sowieso immer nach Europa gehen. Als ich noch Schülerin der Mittelschule der Pekinger Musikhochschule war ­ jeder der neun staatlichen Musikhochschulen Chinas ist eine Mittelschule angeschlossen ­ lernte mich Professor Jörg-Wolfgang Jahn kennen, während eines seiner regelmäßigen Kammermusikseminare in Peking. Er lud mich nach Weingarten zu meinem ersten Konzert in Europa ein. Immer, wenn ich dann Ferien hatte, nahm ich Unterricht bei Herrn Jahn. Die Reisen wurden mit einem Sonderstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes finanziert. Nach meinem Abitur habe ich drei Semester an der Musikhochschule in Karlsruhe studiert. Danach bin ich zu Antje Weithaas nach Berlin gegangen.

Was unterscheidet den Unterricht im Westen vom Unterricht in China?
Tianwa Yang: Der Unterricht ist von Lehrer zu Lehrer verschieden. In China hat lange Zeit das russische Unterrichtssystem dominiert, weil rund 80 Prozent unserer Musiklehrer in Russland ausgebildet wurden. Die Stärke des russischen Unterrichts ist der hervorragende technische Aufbau für Jugendliche. Inzwischen ist der Einfluss Amerikas stark geworden. Lehrer aus den USA kommen häufig in die chinesischen Musikhochschulen und suchen sich bei dieser Gelegenheit talentierte Schüler heraus. Ich hatte übrigens 2001 die große Chance, in Amerika bei Isaac Stern Privatunterricht zu bekommen. Aber es hat nicht geklappt, durch den 11. September. Und dann starb Stern. In Deutschland eröffnen die Diskussionen mit dem Lehrer und Informationen aus verschiedenen Sichtweisen neue Blickwinkel für die Interpretation.

Was tun Sie, wenn Sie nicht üben oder auftreten?
Tianwa Yang: Ich bin eigentlich falsch geboren: in Peking, einer großen Stadt. Ich wohne zurzeit in einem Dorf, in Remchingen. Ich liebe die Natur und genieße das ruhige Leben. Wenn ich zu Hause bin, lese ich sehr viel, schon seit ich ein Kind war. Was meinem Vater nicht immer recht war, weil ich gelesen habe, wenn ich eigentlich hätte üben sollen. Inzwischen lese ich auch auf Deutsch, derzeit Patrick Süskinds „Parfüm“. Auch reise ich sehr gerne. Das passt natürlich sehr gut zu meinem Beruf, denn als Musiker reist man sehr viel. In einer neuen Stadt stehe ich immer schon früh auf, gehe spazieren und schaue mir die Sehenswürdigkeiten an. Welche Verbindung haben Sie heute zu China? Tianwa Yang: Ich fliege etwa zwei- bis dreimal im Jahr nach China, in Verbindung mit Konzerten. Für meine Eltern ist es sehr wichtig, mich zu sehen, weil ich ihr einziges Kind bin. Aber die meiste Zeit bin ich in Deutschland.

Wie ist Ihr aktueller Konzertplan?
Tianwa Yang: Im Herbst gehe ich mit dem Violinkonzert von Tschaikowsky auf eine elftägige Deutschland-Tournee. Start war am 9. Oktober im Brahmssaal in Karlsruhe, dann unter anderem in Stuttgart, München und Hamburg. Finale ist in Berlin. Außerdem habe ich Rundfunkaufnahmen und CD-Produktionen. Im Februar gebe ich einen Duo-Abend in der Berliner Philharmonie.

Haben Sie Pläne, später wieder nach China zurückzukehren?
Tianwa Yang: Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich bin in einem Alter, in dem noch vieles passieren kann. Mal sehen, wie es weitergeht.

Interview veröffentlicht am 16.11.2007 (mit freundlicher Genehmigung der "Bruchsaler Rundschau")


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